Ist bald jeder Organspender? Gesundheitsminister Jens Spahn für Widerspruchslösung
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn plädiert beim Thema Organspende für die Einführung einer Widerspruchslösung – statt der bisherigen “Entscheidungslösung”- Damit könnte bald jeder Organspender werden, der nicht ausdrücklich widerspricht.
In einem Bild-Interview spricht sich der amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn für die Einführung dieser Praxis aus, auch wenn dies „einen Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen darstellen“ würde. Alle Versuche des Staates die Zahl der Organspenden zu steigern sei erfolglos geblieben, begründet der Gesundheitsminister sein Ansinnen.
Mehr als ein Diskussionsanschub ist Spahns Vorstoß jedoch vorerst nicht. Der Minister plant noch keinen Gesetzentwurf in den Bundestag einzubringen, sondern möchte es dort diskutiert wissen.
Bereits vor einigen Tagen hatte Spahn erklärt, dass zur Steigerung der Zahlen von Organspenden Transplantationsbeauftragten in Krankenhäusern mehr Zeit für diesen Posten zugestanden werden soll. Ferner soll durch eine bessere finanzielle Ausstattung der Transplantationsprozess verbessert werden.
Organspende mit Widerspruchslösung – der Hintergrund
Organspende ist ein heikles Thema in Deutschland, mit dem sich viele Bundesbürger nicht gerne beschäftigen – immerhin muss sich dafür mit dem eigenen, frühzeitigen Ableben auseinandergesetzt werden. Dieser Prozess findet zwar bei vielen Menschen statt, oft aber erst, wenn sie von Alter und Krankheit betroffen sind. Wichtig wäre diese Auseinandersetzung allerdings, wenn Sie jung, gesund und somit – z.B. im Falle eines Unfalltodes – als Organspender infrage kämen.
Dies führt in der Praxis dazu, dass in Deutschland mehr als 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan warten, jedoch zuletzt die Anzahl an Organspendern auf unter 1.000 sank.
Die Gründe dafür liegen zwar auch an der verbesserungswürdigen Organisation, der allgemeinen Überalterung, doch in erster Linie daran, dass in Deutschland ausdrücklich der Entnahme von Organen zum Zwecke der Spende zugestimmt werden muss. Ein Organspendeausweis muss ausgefüllt und im Falle eines Falles auch am Körper getragen werden.
Daraus resultiert, dass sich Menschen, die sich aus eigener Motivation nicht mit dem Thema auseinandersetzen als Organspender ausfallen, obwohl sie theoretisch ihre Organe spenden würden.
In anderen Ländern, wie etwa Österreich oder auch Spanien, ist per se erst einmal jeder Bürger Organspender, wenn er nicht ausdrücklich widerspricht. Somit ist die Chance wesentlich größer, dass eine Person als Spender infrage kommt, als dass sie (oder Angehörige) ausdrücklich widersprochen hat. Die Folge: es können mehr Menschen durch eine Organspende gerettet werden.
Deine Meinung zur Organspende mit Widerspruchslösung
Hast du dich bereits mit Organspenden beschäftigt, selbst gar einen Spenderausweis und würdest du die Widerspruchslösung begrüßen, um die Zahl von Organspenden zu steigern?